Die weniger romantischen Seiten der Wiener Fiaker
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Wien ohne Fiaker? Für viele kaum vorstellbar. Sie gehören zum Stadtbild wie der Stephansdom oder die Sachertorte. Doch hinter der Fassade von schnaubenden Pferden, klappernden Hufen und hübsch geschmückten Kutschen lauert eine weniger glanzvolle Realität. – Tierquälerei!
Fiaker – das klingt nach Nostalgie pur. Gemütlich durch die Wiener Innenstadt kutschieren, das leise Klappern der Hufe – eine Atmosphäre wie aus einer anderen Zeit. Klingt zauberhaft, oder? Die Realität hinter dieser vermeintlichen Romantik ist weniger idyllisch – vor allem für die Pferde. Sie schwitzen bei 30 Grad im Schatten, während sie Kutschen voller Menschen ziehen und quälen sich durch hektischen Verkehr. Stundenlang. Ohne weichen Boden, ohne Pause, auf heißem Asphalt. Die Arbeitsbedingungen der Fiaker-Pferde sind alles andere als tierfreundlich. Lange Schichten sind die Regel, nicht die Ausnahme. Schutz vor extremer Hitze oder Kälte? Oft unzureichend. Und dann ist da noch der Verkehrslärm, der für die Tiere purer Stress ist. Abseits der Straßen sieht es nicht besser aus: Viele Pferde verbringen ihre Freizeit in engen Stallungen, die kaum Bewegung erlauben. Was für Touristen wie eine nostalgische Reise in die Vergangenheit wirkt, ist für die Pferde harte Arbeit. Aber das ist ein Aspekt, der im romantischen Klischee der Fiaker nur allzu gerne übersehen wird.
Sie ziehen nicht nur Touristen an, sondern auch ordentlich Geld in die Kassen. Ein Geschäft, das lukrativ und traditionsbehaftet ist – klar, dass man da gerne mal ein Auge zudrückt. Besonders, wenn es um Tierschutz geht. Natürlich gibt es Regeln. Pferde dürfen beispielsweise bei Temperaturen über 35 Grad offiziell nicht mehr arbeiten. Theoretisch wird auch darauf geachtet, dass sie regelmäßige Pausen einlegen. Aber Hand aufs Herz: Wie oft wird das wirklich kontrolliert? Und selbst wenn – reichen diese Regeln aus? Die Wahrheit ist, selbst wenn alle Vorschriften eingehalten werden, bleiben die Bedingungen für die Tiere alles andere als optimal. Harte Asphaltböden, lauter Verkehr, kaum Schattenplätze – all das ist der Alltag der Pferde. Es ist ein systemisches Problem, das mit ein paar oberflächlichen Regeln nicht aus der Welt geschafft wird. Es fehlt nicht nur an konsequenter Kontrolle, sondern auch am Mut, eine so tief verwurzelte Tradition grundsätzlich infrage zu stellen. Veränderung ist unbequem, und solange das Geschäft läuft, wird das Thema lieber unter den Teppich gekehrt. Dabei zeigt genau das, wie wichtig ein Umdenken wäre.
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Muss jede Tradition wirklich unantastbar bleiben, nur weil sie alt ist? In diesem Fall ist das Festhalten an Pferdekutschen ein Paradebeispiel dafür, wie eine längst überholte Praxis aufrechterhalten wird. Denn während wir in so vielen Bereichen Fortschritte machen, bleibt hier alles beim Alten. Es passt nicht mehr in eine moderne, tierfreundliche Gesellschaft. Statt Alternativen wie elektrischen Kutschen ernsthaft zu fördern, wird an dieser altmodischen Tradition festgehalten, als hinge die Identität Wiens davon ab. Und wer bezahlt den Preis? Die Pferde, die mit ihrem Schweiß und ihrer Gesundheit für unsere Romantikfantasien büßen müssen.
Es gilt als Klischee, dass Österreicher oft an Traditionen und Bewährtem festhalten, anstatt Veränderungen schnell zu akzeptieren – ganz nach dem Motto: “So haben wir das immer schon gemacht.” Dieses Verhalten ist aber nicht nur typisch für Österreich, sondern kann man in vielen Kulturen beobachten, die stolz auf ihre Geschichte und Traditionen sind. Trotzdem gibt es in Österreich ein paar Beispiele, die das Klischee befeuern:
Die Gastronomie und Rauchergesetze: Bis 2019 galt Österreich als eines der letzten Länder in Europa, das in vielen Restaurants und Cafés noch das Rauchen erlaubte. Der Widerstand gegen ein umfassendes Rauchverbot war groß, besonders in der Gastronomie, weil man “die Gemütlichkeit” wahren wollte.
Die Erhaltung der Trachtenkultur: Während viele Länder traditionelle Kleidung nur noch zu besonderen Anlässen zeigen, gehören Dirndl und Lederhose in Österreich (vor allem in ländlichen Gegenden) noch immer zum Alltag. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber zeigt, wie sehr Tradition in der Kultur verwurzelt ist.
Die Bürokratie: Österreich ist bekannt für seine teils altmodischen bürokratischen Prozesse. Während andere Länder längst digitale Behördengänge etabliert haben, wird in Österreich noch immer viel Papierkram erledigt, was den Prozess oft verlangsamt.
Der Skifahr-Kult: Skifahren ist in Österreich mehr als ein Sport, es ist beinahe heilig. Trotz steigender Diskussionen über Klimawandel und Nachhaltigkeit wird massiv in Skigebiete investiert, oft mit großem Eingriff in die Natur. Schneekanonen, Rodungen für Pisten oder der Bau neuer Lifte in hochsensiblen Regionen werden oft gerechtfertigt, weil „Skifahren eben dazugehört“ und die Tradition Vorrang hat.
Das Festhalten an Traditionen ist in Österreich oft eine Mischung aus Stolz, Pragmatismus und Bequemlichkeit. Österreich hat eine reiche Geschichte und einen starken kulturellen Stolz, was dazu führt, dass viele Traditionen als Identitätsanker wahrgenommen werden. Das ist nicht per se schlecht – Es gibt durchaus positive Aspekte, wie der Erhalt von Kultur, Identität und Gemeinschaft. Aber es kann auch dazu führen, dass Fortschritt gebremst wird, wenn Traditionen über alles andere gestellt werden.
Natürlich gibt es Alternativen – und das sogar richtig gute! Städte wie London oder Barcelona machen es vor: Sie haben den traditionellen Pferdekutschen Lebewohl gesagt und setzen stattdessen auf moderne elektrische Kutschen. Diese Fahrzeuge sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch genauso charmant und fotogen wie ihre tierischen Vorgänger. Sie fügen sich wunderbar ins Stadtbild ein, bieten Komfort für die Gäste und ersparen den Tieren stundenlange Strapazen.
Warum sollte Wien diesen Schritt nicht wagen? Schließlich geht es nicht darum, eine Tradition komplett abzuschaffen, sondern sie tierfreundlich zu modernisieren. Die Zeit ist längst reif dafür!
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Diejenigen, die sich gegen Veränderungen sträuben, sind nicht zuletzt die Fiaker-Betreiber selbst. Sie halten an der Tradition fest und argumentieren oft, dass ihre Pferde „gerne arbeiten“ und dass diese auch „gut bezahlt“ werden. Ein hoher Lohn garantiert noch lange nicht ein artgerechtes Leben. Das Wohlbefinden der Tiere sollte immer an erster Stelle stehen – und das ist nicht nur eine Frage von Bezahlung, sondern von Verantwortung. Und hier wird es kritisch: Die Betreiber sind in der Pflicht, für ihre Tiere zu sorgen und sicherzustellen, dass sie nicht ausgenutzt oder überfordert werden. Und wenn sie diese Verantwortung nicht tragen können oder wollen, dann müssen wir uns ernsthaft fragen, ob eine moderne, tierfreundliche Alternative nicht längst überfällig ist. Wenn es um das Leben und die Gesundheit von Tieren geht, sollte der Fortschritt nicht an der Liebe zu einem alten Brauch hängen bleiben.
Tierschutz ist in vielen Bereichen der Gesellschaft ein heiß diskutiertes Thema – aber wie genau wird der Tierschutz in Bezug auf die Fiaker-Pferde wahrgenommen? Es ist faszinierend, dass viele Menschen immer noch mit einer „romantischen“ Vorstellung von den Fiakern und ihrem Leben durch die Wiener Straßen gehen. Was fehlt, ist eine breitere Aufklärung über die tatsächlichen Lebensbedingungen der Pferde. Es wird Zeit, die romantische Brille abzusetzen und einen klareren Blick auf die Realität zu werfen. Viel zu oft wird das Thema Tierschutz in der Gesellschaft verdrängt oder bagatellisiert, während die Tiere die Folgen davon tragen. Aufklärung ist hier der Schlüssel. Wenn mehr Menschen sich bewusst machen würden, unter welchen Bedingungen die Pferde arbeiten, würden sie vielleicht nicht mehr so bereitwillig in einer Fiaker-Kutsche Platz nehmen.
Wien, die bezaubernde Stadt an der Donau, gehört zweifellos zu den Top-Touristen-Destinationen in Europa. Der Tourismus ist ein Eckpfeiler der Wiener Wirtschaft, das ist unbestreitbar. Aber wenn wir uns die Rolle des Tourismus im Kontext von Tierschutz und ethischem Handeln ansehen, stellt sich eine Frage, die nicht einfach vom Tisch gewischt werden kann: Wie nachhaltig und tierschutzfreundlich ist eigentlich der Tourismus, wenn Tiere als Teil des Geschäftsmodells ausgebeutet werden? Immer mehr Reisende legen bei der Wahl ihrer Reiseziele und Aktivitäten Wert auf nachhaltige Optionen, die das Wohl von Mensch und Tier respektieren. Tierschutz wird immer mehr zu einem wichtigen Kriterium, und immer mehr Touristen suchen bewusst nach Alternativen, die ohne Tierleid auskommen. Es ist an der Zeit, dass Wien, als eine der führenden Metropolen Europas, den Tourismus nicht nur als wirtschaftlichen Motor begreift, sondern auch als eine Chance, voranzugehen und eine ethischere Zukunft zu gestalten. Wenn die Stadt wirklich das Image eines Vorreiters in Sachen verantwortungsbewusster und nachhaltiger Tourismus anstrebt, sollte sie die Themen wie Tierwohl und Nachhaltigkeit endlich ganz oben auf die Agenda setzen. Es geht nicht nur darum, den Touristen eine romantisierte Version von Wien zu verkaufen, sondern darum, Verantwortung zu übernehmen – für die Tiere, für die Umwelt und letztlich auch für die Zukunft des Tourismus selbst.
Die Fiaker mögen ein Stück Wiener Geschichte sein, aber Geschichte muss nicht immer weitergeschrieben werden. Die Tierquälerei ist ein Problem, das nicht mehr ignoriert werden kann. Es wird Zeit, Tradition und Tierschutz in Einklang zu bringen – oder sich von den Kutschen ganz zu verabschieden.
Wenn du also das nächste Mal in Wien bist und ein Fiaker an dir vorbeizieht, überleg dir: Willst du wirklich Teil dieser Tradition sein? Oder setzt du ein Zeichen für mehr Tierwohl? Die Entscheidung liegt bei dir.
Was denkst du über die Fiaker in Wien? Schreib es in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Meinung!
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